In einem kleinen Dorf, eingebettet zwischen sanften Hügeln und blühenden Wiesen, wo die Nächte so klar waren, dass der Himmel wie ein funkelndes Meer aus Sternen wirkte, lebte ein Mädchen namens Luna. Ihre Augen glitzerten wie der Nachthimmel, und ihr Herz schlug für eine ganz besondere Leidenschaft: Sie sammelte Sternenlicht.
Dies war keine gewöhnliche Sammlung, oh nein! Luna besaß ein zauberhaftes Gefäß, ein Geschenk ihrer Großmutter, die im Dorf für ihre Weisheit und ihre Geschichten bekannt war. Das Glas war rund wie ein Vollmond, schimmerte in allen Farben des Regenbogens und trug eine Gravur, die im Dunkeln leuchtete:
„Für die Träume der Nacht.“ Großmutter hatte mit einem verschmitzten Lächeln gesagt:
„Dieses Glas kann das Licht der Sterne einfangen, Luna. Aber höre gut hin – nur die Sterne, die dir etwas zuflüstern, dürfen hinein. Sie tragen Geheimnisse, die nur dein Herz versteht.“
Luna liebte die Nächte, in denen der Himmel klar war und der Mond die Wiesen in silbernes Licht tauchte. Das Dorf war ein gemütlicher Ort, mit strohgedeckten Häusern, einem plätschernden Brunnen in der Mitte und einem alten Eichenbaum, unter dem die Kinder spielten. Ihre Mutter zauberte die besten Apfelkuchen, deren Duft das ganze Haus erfüllte, und ihr Vater erzählte Geschichten von fernen Ländern, wo Drachen flogen und Meere sangen. Doch Lunas liebster Ort war die Wiese am Rande des Dorfes, wo das Gras weich wie ein Teppich war und der Wind ein Lied flüsterte, das nach Abenteuer klang.
🌌 Ein Wunschstern erwacht
An einem besonderen Abend, als der Himmel prachtvoller war als je zuvor, schlich Luna barfuß aus dem Haus. Die Sterne funkelten wie winzige Laternen, manche groß und strahlend wie Leuchttürme, andere klein und scheu wie Glühwürmchen. Der Mond hing rund und golden am Himmel, und die Luft roch nach frischen Blumen und Nacht.
Luna hielt ihr Glas hoch, drehte sich im Kreis und summte eine Melodie, die Großmutter ihr beigebracht hatte:
„Sterne, Sterne, flüstert mir, was träumt ihr in der Nacht so zart?“
Da hörte sie ein Summen, zart wie das Flattern eines Schmetterlings. Ein winziger Stern, kaum größer als ein Funke, schwebte herab und blieb vor ihr in der Luft schweben.
„Hallo, Luna“, flüsterte er mit einer Stimme, die wie ein Glockenspiel klang. „Ich bin ein Wunschstern. Fängst du mich, erfülle ich dir einen Wunsch.“
Lunas Augen wurden groß. „Ein Wunsch? Wirklich?“ fragte sie und hielt das Glas vorsichtig hoch. Der Stern kicherte: „Ja, wirklich! Aber überlege gut, denn ich bin eigensinnig und mag keine langweiligen Wünsche.“
Luna setzte sich ins Gras, das Gefäß auf dem Schoß, und dachte nach. Ihr Dorf war voller Wärme, doch in letzter Zeit hatte sie bemerkt, dass die Kinder oft müde wirkten. Ihre Augen funkelten nicht mehr so wie früher, und ihre Spiele waren leiser geworden. „Ohne Träume wird die Welt grau,“ hatte Großmutter gesagt. „Träume sind wie Sternenlicht – sie machen das Herz hell.“
„Ich weiß, was ich mir wünsche“, sagte Luna schließlich. „Ich wünsche mir, dass alle Kinder im Dorf heute Nacht von Sternen träumen – von funkelnden, tanzenden Sternen, die ihnen Mut und Freude schenken.“
Der Stern blinkte überrascht. „Kein Schloss? Kein fliegender Teppich? Kein Sack voller Süßigkeiten?“
Luna schüttelte den Kopf. „Träume sind das Schönste, was man teilen kann.“
Der Stern summte zufrieden. „Das ist ein guter Wunsch. Aber ich brauche Hilfe. Um den Wunsch so groß zu machen, dass er das ganze Dorf erreicht, müssen wir die drei Traumsterne finden: den Stern der Hoffnung, den Stern der Freude und den Stern des Mutes.“
✨ Die Suche nach den Traumsternen
„Schließe die Augen, drehe dich dreimal und folge dem Lichtband, das du siehst,“ erklärte der Wunschstern.
Luna tat, wie er sagte – und ein goldenes Band führte sie in den Verzauberten Hain, einen kleinen Wald am Rande des Dorfes, wo die Bäume flüsterten und die Blätter im Mondlicht glänzten. Mit klopfendem Herzen und dem Glas fest in der Hand rannte sie los.
Im Hain hörte sie bald Kichern, hell wie Glöckchen. Drei Sterne schwebten vor ihr, jeder ein bisschen größer als der Wunschstern.
Der erste, golden leuchtend: „Ich bin der Stern der Hoffnung. Ich mache Herzen leicht.“
Der zweite, smaragdgrün: „Ich bin der Stern der Freude. Ich bringe Lachen.“
Der dritte, rubinrot: „Ich bin der Stern des Mutes. Ich mache stark.“
Luna lachte. „Ihr seid genau die Richtigen! Kommt mit ins Glas.“
Die Sterne tanzten noch neckisch um sie herum, doch schließlich glitten sie einer nach dem anderen in das Gefäß. Es vibrierte, und warmes Licht erfüllte die Nacht.
Gerade da raschelte es im Gebüsch. Murr, der alte Kater des Dorfes, erschien, grummelig wie immer. „Was machst du hier mitten in der Nacht?“ fragte er mit tiefer Stimme.
„Ich sammle Sternenlicht, um den Kindern Träume zu schenken,“ antwortete Luna stolz.
Murr schnaubte. „Träume! Pah! Was bringen die schon?“
Doch als Luna ihn anlächelte und einlud mitzukommen, brummte er nur und trottete ihr nach.
🌠 Ein Dorf voller Träume
Zurück auf der Wiese hielt Luna das Glas hoch. Der Wunschstern sprach: „Bist du bereit?“
Luna nickte. Da schoss goldenes Licht aus dem Gefäß, tanzte über die Häuser und legte sich wie ein sanfter Schleier über das Dorf.
Die Sterne im Glas leuchteten so hell, dass selbst Murr blinzeln musste. „Was für ein Unsinn,“ murmelte er – doch seine Schnurrhaare zuckten neugierig.
Luna legte sich ins Bett, das Glas fest im Arm. In dieser Nacht träumte sie von Himmeln voller tanzender Sterne. Eine Frau im Kleid aus Licht erschien in ihrem Traum. „Danke, Luna,“ sagte sie. „Du hast die Herzen erhellt. Dein Wunsch hat Kinder und Erwachsene gleichermaßen berührt.“
Am Morgen sprudelten die Kinder am Brunnen vor Freude.
„Ich habe von Drachen aus Sternen geträumt!“ rief Ben.
„Und ich von Sternen, die Blumenkränze flochten!“ kicherte Mia.
Auch die Erwachsenen lächelten – sie hatten von Kindheit, Abenteuern und Freude geträumt.
Nur Murr saß am Brunnenrand und leckte sich die Pfote. „Na gut,“ murmelte er, „vielleicht war’s kein schlechter Traum. Aber erzähl’s nicht weiter, Luna.“
Luna lachte leise. Ihr Glas war leer, doch ihr Herz war voll. Von da an sammelte sie Nacht für Nacht Sternenlicht und lernte: Die schönsten Wünsche sind die, die man mit anderen teilt.de und Hoffnung schenken, wohin ihr auch geht.


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